Gitarre und Improvisation

Völlig frei aufs Griffbrett

3 Tricks die Gitarristen vom Impro-Theater lernen können

Als Gitarrist spiele ich viel für Improtheater Ensembles. Dabei vertone ich Szenen, die live auf der Bühne spontan gespielt werden. Mehr zum Thema Impro-Theater und Musik steht hier
Keine Requisite, keine Regie:
Was können Musiker vom Impro-Theater lernen!?
Faszinierend, wie manche Impro-Schauspieler ohne Requisite, Skript und Proben ganze Geschichten auf die Bühne bringen. Doch das hat Methode! Und Gitarristen können sich davon eine Scheibe abschneiden. Hier drei Appetit-Happen:

 1. Spaß am Scheitern

Bringt nur was mit Humor:
Gitarrenimprovisation für Dummies
„Humor ist wenn man trotzdem lacht“ - wann immer dieses Sprichwort fällt ist gerade ein Missgeschick passiert. Eine Tasse kippt um, eine (Glas-)Tür schnellt zu, eine Bananenschale pflastert den Weg...

...genau davor haben Gitarristen Angst! Etwas ungeplantes durchkreuzt alles. So viel Übung – und dann das! Eine Bananenschale, eine Störung, ein Missgeschick, und alle Coolness ist dahin.

„Rock'n'Roll ist
wenn man trotzdem lacht!“
(Gerald Feind)

An dieser Stelle haben Impro-Schauspieler jedoch den größten Erfolg. Wenn sich die Schadenfreude Bahn bricht, jubelt das Publikum. Hand aufs Herz: Selbst dem virtuosesten Gitarristen werden kleine oder größere Fehler passieren. Entscheidend ist ob Du Dir den Spaß am Spiel verderben lässt oder Du vielleicht genau diesen Moment zu einem besonderen machst. 

2. Raus aus der Wohlfühlzone!

Es ist ein typisches Gitarristenproblem: Wir üben das, was wir schon können. Der Metaler zockt Metal-Riffs, der Blueser schraddelt Pentatonic-Licks und der Lagerfeuerheld spielt G-Dur / D-Dur / Em / C-Dur bis die Finger bluten.

„Langweilig!“, ruft da der Impro-Spieler (und oft das Publikum). Wenn beim improvisierten Theater „scheinbar alles glatt“ läuft sinkt der Unterhaltungswert für die Zuschauer rapide. Die Grenzerfahrung sorgt für Stimmung, das drohende Scheitern bringt den Nervenkitzel.

Impro-Theater-Spieler üben das, indem sie beim Training ihre Schwächen oder Grenzen suchen. Solche Übungen gibt’s auch für Gitarre. Wer seine Grenzen anspielt wird belohnt: kleinste Fortschritte sind seelische Brotzeiten!

3. Einfach anfangen

Wenn Du einen Gitarristen aufforderst: „Spiel mal was!“ erlebst Du meist eines dieser 2 Szenarien:
  1. Gitarrist spielt nichts... fängt an zu reden („Was soll ich denn spielen?“, „Was möchtest Du hören?“, „Weißt Du, eigentlich kann ich ja nichts besonderes...“)
  2. Gitarrist spielt los wie wild („Dängeldängeldängel“)
Beim (geübten) Improtheater beginnt eine „freie Improvisation“ meist mit einer banalen Sache. Eine Geste (häufig sehe ich eine kurze pantomimische Sequenz) oder nur ein Wort bzw. sehr wenige Wörter („oh!“ oder „Hoppla“ bzw. „Guten Tag, Herr Nachbar,...“).


Dahinter steckt, die Frage nach „irgendwas“ wörtlich zu nehmen. Gitarristen hören an dieser Stelle häufig ein „was spektakuläres!“ oder „was mich beeindruckt!“. So wird aus dem harmlosen Impuls „zeig mal“ bei vielen innerlich die unausgesprochene Kampfansage „zeig was Du drauf hast!“.

„Irgendwas“ kann einfach sein: Lieblingsstück, coolster Lick; ein Sound, ein Trick oder nur ein einziger Ton. Das beste daran: Dein Publikum wird schon die erste Idee groß feiern, egal wie einfach sie ist. Und: Danach kannst Du sogar noch einen drauflegen!

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